Kratom – Mitragyna speciosa


Was ist Kratom und wo kommt es her?

Mitragyna ist eine Pflanzengattung in der Familie der Rötegewächse (Rubiaceae). Von den sieben vorkommenden Arten sind sechs in Asien und Malesien beheimatet, eine in Afrika.

Während einige der Arten wenig erforscht sind, ist Mitragyna speciosa in Asien seit dem 19. Jahrhundert unter der Bezeichnung Kratom als Heilmittel und Droge bekannt. Andere Bezeichnungen für Kratom sind Ketum, Biak-biak und Mambog. Es wird über die Verwendung als Opiumsubstitut und Heilmittel der Opiumsucht berichtet (Rätsch 1999:299). Weiterhin wird Kratom in der thailändischen Medizin als Mittel gegen Durchfall eingesetzt. Dies verwundert wenig, da Kratom und andere Opiate als häufige Nebenwirkung zu Verstopfung führen.

Thailändische Tuk-Tuk Fahrer verwenden die Blätter des Kratombaumes als Amphetaminersatz. Bauern konsumieren Kratom um die schweißtreibende Arbeit auf den Feldern durchzustehen. Einige Kratomsorten haben eine hauptsächlich sedierende Wirkung, während andere ausgesprochen stimulierend wirken können. In Malaysia werden Kratomblätter auch als traditionelles Wurmmittel benutzt.

Im Gegensatz zu Pilzen, die einigen Kulturen als Sakrileg galten, finden sich keine Hinweise, das Kratom in einer religiös-spirituellen Weise gebraucht wurde. Dennoch ist nicht auszuschließen, dass sich zumindest ein ritueller Gebrauch ähnlich wie beim Opiumrauchen entwickelt hat (Rätsch 1999:300). Zusammengefasst überwiegt jedoch die praktisch-medizinische Verwendung des Kratoms: als Heilmittel, Stimulans und Sedativum.

Die Wirkung des Kratoms ist der des Opiums sehr ähnlich, hat aber wie oben bereits erwähnt auch eine stimulierende Komponente. Als Thailand 1942 in den Pazifikkrieg eintrat, erhöhte die Regierung zur Deckung der Kriegskosten die Opiumsteuer drastisch. Dies bewegte viele Opiumkonsumenten dazu, auf das günstigere Kratom auszuweichen. In der Folge verbot die thailändische Regierung 1943 den Besitz und Anbau von Kratom. Die historische Konsequenz: bis heute ist der Besitz von Kratom unter anderem in Thailand, Malaysia und Myanmar verboten (Besitz und Anbau können auch in anderen Ländern kontrolliert oder verboten sein. Informiere dich über die jeweilige Rechtslage in deinem Land).

Botanische Beschreibung

Der Kratombaum ist in Thailand und der nördlichen Malaiischen Halbinsel bis Borneo und Neuguinea heimisch. Er wächst vorzüglich in Tieflandwäldern und sumpfigen Gebieten.

Junger Kratombaum mit der charakteristischen Blattform.
Junger Kratombaum mit der charakteristischen Blattform.

Es handelt sich um einen strauchigen Baum, der Wuchshöhen bis 25 Meter erreichen kann, häufig jedoch auch deutlich kleiner bleibt. Er weist einen gegenständigen Blattstand auf, wobei die elliptischen Blätter 8,5 bis 14 cm lang und 5 bis 10 cm breit werden. Die gruppierten gelblichen Blüten entwickeln sich zu länglich-eiförmigen, gelben, orangen oder roten Früchte mit einer Länge von 5 bis 7 mm. Kratom ist eine schnell wachsende, unkomplizierte Pflanze, ist aber an tropisches Klima angepasst, was den Anbau in europäischen Breitengraden schwierig macht. Wenn man Kratom hier anbaut, muss man zumindest mit wesentlichem kleinerem und langsamerem Wachstum als in der natürlichen Umgebung rechnen.

Einen interessanten Artikel zum Anbau von Kratom könnt ihr hier lesen.

Zubereitung und Konsum

Getrocknete und zerkleinerte Kratomblätter aus Sumatra.
Getrocknete und zerkleinerte Kratomblätter aus Sumatra.

Die getrockneten Blätter können gekaut, geschluckt, als Tee aufgekocht oder zu einem Sirup eingekocht werden. Dieser lässt sich selbst herstellen, indem man pulverisierte Kratomblätter langsam in Wasser auskocht und das Sud eindickt bis eine zähe Masse übrig bleibt. Die Zugabe von Zitronensäure verbessert den Extraktionsprozess. Kratom lässt sich auch in den verschiedensten Lebensmitteln und Säften verarbeiten, siehe hierzu auch den Beitrag zu Kratomrezepten. Manchmal werden pulverisierte Kratomblätter auch in Gelkapseln zum Schlucken verkauft. Ein weiteres erhältliches Produkt ist bräunlich zähes Kratomharz, dass gegenüber den Blättern potenter ist.

Traditonell kann Kratom auch Bestandteil des Betelbissens sein, also gemischt mit Betelnuss (Areca catechu) gekaut werden. Kratomsirup kann auch mit den fein zerhackten Blättern der Palaspalme (Licuala paludosa) vermischt und zu Pillen gedreht werden. Dieses Produkt ist in Malaysia unter dem Namen madatin bekannt und wird in langen Bambuspfeifen geraucht (Rätsch 1999:300).

Kratom kann also oral konsumiert oder geraucht werden. Die meisten Menschen bevorzugen den oralen Konsum, da die Wirkung langanhaltender, stärker und gleichmäßiger ist. Man sollte Kratom auf leeren Magen oder nur nach leichter Kost konsumieren, da es bei manchen Personen sonst zu Übelkeit kommen kann. Falls Übelkeit auftreten sollte, kann ein Tee aus frischem Ingwer helfen, denn Ingwer wirkt antiemetisch.

Die Wirkung des Kratoms hängt sehr von der Dosierung ab. Kleinere Dosen sind eher anregend, während mit größeren Dosen die sedierende Wirkung in den Vordergrund tritt. Auch zwischen den vielen verschiedenen Kratomsorten gibt es große Unterschiede, so dass eine allgemeine Dosierungsangabe wenig Sinn macht. Der sicherste Weg die persönlich richtige Dosis zu finden ist mit einer sehr kleinen Dosis zu beginnen und diese dann langsam schrittweise zu steigern. Werden weniger als 1 g des trockenen Blattmaterials konsumiert ist  kaum etwas zu merken, bei weniger als 5 g überwiegen die stimulierenden Effekte, danach treten mit sukzessiver Dosissteigerung die sedierenden Effekte hervor.

Abhängigkeitspotential

Kratom wurde historisch gesehen als „Zweckdroge“ verwendet, um Motivation und Ausdauer bei schweren Arbeiten zu verbessern. Der systematische Einsatz einer Droge, ohne die gewisse Tätigkeiten nur noch ungern verrichtet werden, führt ohne Frage zu einer psychischen Abhängigkeit von der Substanz. Wie wir weiter unten sehen werden, hat Kratom auch eine stressmindernde Wirkung indem es den Corticosteronspiegel senkt. Es ist daher denkbar, dass Konsumenten eine psychische Abhängigkeit von der stressreduzierenden Wirkung entwickeln.

Die Wirkung der Kratomalkaloide am μ-Opioidrezeptor und die beobachtete notwendige Dosissteigerung zeigen die Entwicklung eine körperliche Abhängigkeit bei chronischem Konsum. Wenn Versuchstiere an das Kratomalkaloid 7-Hydroxymitragynin gewöhnt sind, kommt es durch die Injektion des Opioidantagonisten Naloxon zu physischen Entzugserscheinungen (Matsumoto et al., 2005a).

Charakteristisch ist die Toleranzentwicklung, die beim Kratomkonsum auftritt. Ähnlich wie bei Opiaten müssen regelmäßige Konsumenten die Dosis kontinuierlich steigern um weiterhin den selben Effekt zu erzielen. In der Literatur wird von Fällen berichtet, bei dem ein Konsument nach 9 Monaten des Gebrauchs alle 6 Stunden bis zu 40 g Kratom konsumierte (McWhirter and Morris, 2010). Schon nach einem Monat täglichen Kratomkonsums kann sich eine starke Toleranz entwickeln, bei der die benötigte Menge bereits doppelt so hoch ist. Selbstverständlich steigt mit der konsumierten Menge auch die Wahrscheinlichkeit ernst zu nehmender Nebenwirkungen wie Gewichtsverlust, Hyperpigmentierung und gastrointestinale Störungen (Suwanlert, 1975). Kratom ist deshalb nicht zum regelmäßigen Konsum geeignet.

Inhaltsstoffe

Im Laufe der phytochemischen Erforschung der Pflanze seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurden in Mitragyna speciosa mehr als 25 Alkaloide identifiziert und möglicherweise wird man noch weitere finden. Eine Übersicht über diese Vielzahl an Stoffen haben wir hier zum herunterladen zusammengestellt.

Einige der Stoffe wurden soweit untersucht, dass man deren Wirkung kennt, bei anderen ist noch eine gründliche Erforschung notwendig. Je nach Sorte, Herkunftsort, Anbau- und Lagerbedingung variiert der Gehalt und die Zusammensetzung der Wirkstoffe. Zusammen mit der für Opioidrezeptoren bekannten Multiple Receptor Theory lässt sich daraus auch erklären warum über die Wirkung von Kratom so viele verschiedene Erfahrungsberichte existieren. Dazu aber später mehr.

Wir betrachten die „wichtigsten“, damit ist gemeint die Alkaloide mit der höchsten Konzentration und den prägnantesten Effekten, nun einmal genauer. Der Gesamtalkaloidgehalt liegt bei etwa 0,5-1,5 % des Trockengewichts der Kratomblätter (Hassan et al., 2013). Der größte Anteil davon entfällt mit rund 66 % auf Mitragynin. Danach folgen Paynanthein mit 9 % und Speciogynin mit 7 %. Das potente Opioid 7-Hydroxymitragynin (7-HMG) hat einen Anteil von rund 2 % am Gesamtalkaloid. Folgende Abbildung zeigt das Alkaloid Mitragynin und seine wichtigsten Strukturanaloga.

Mitragyna speciosa Alkaloide
Die in Mytragina speciosa vorkommenden Alkaloide Mitragynin, Paynanthein, Speciogynin, 7-Hydroxy-Mitragynin („7-HMG“) und Speciociliatin.

Kratom Wirkung

Die Wirkungen können von Person zu Person variieren und hängen stark von der Dosis und der Sorte des Kratoms ab. Folgende Tabelle zeigt das Wirkungsspektrum von Kratom:

Positiv

  • Stimulierung
  • Sedierung
  • Euphorie
  • Motivation für körperliche Arbeit
  • Geselligkeit und Redefreudigkeit
  • Aphrodisierend
  • Wachträume

Neutral

  • Analgesie
  • Verändertes Körpergefühl

Negativ

  • Depressive Verstimmung nach Anwendung
  • Bitterer Geschmack
  • Schwindel
  • Übelkeit und Erbrechen bei hoher Dosierung
  • Erhöhte Körpertemperatur und Schwitzen
  • Kater / Kopfschmerzen
  • Toleranz und Abhängigkeit

Pharmakokinetik

Nach der oralen Aufnahme von Kratomblättern dauert es mindestens 10 Minuten, meist rund eine halbe Stunde bis die Effekte der Droge eintreten. Das Kauen der Blätter beschleunigt die Aufnahme der Alkaloide durch die Schleimhaut. Ein bis zwei Stunden nach der Einnahme erreicht die Wirkung ihren Höhepunkt und klingt dann langsam ab.

Mit Hilfe der HPLC-UV Methode wurden von verschiedenen Wissenschaftlern pharmakokinetische Studien an Ratten durchgeführt. Janchawee et al. (2007) stellten in der Ratte bei einer oral verabreichten Dosis von 40 mg Mitragynin eine maximale Plasmakonzentration von 0,63 μg/ml nach 110 min fest. Der Abbau erfolgte langsam mit einer Abbaurate von 0,07 h-1, die Clearance betrug 1,60 L/h.

De Moraes et al. (2009) untersuchten die Mitragynin Plasmakonzentration an Ratten mit Hilfe moderner analytischer Methoden (HPLC und LC-MS/MS). Sie verabreichten 20 mg Mitragynin oral. Das Ergebnis war eine maximale Plasmakonzentration von 0,42 μg/ml nach 76 min. Die Halbzeit des Abbaus betrug 3 Stunden und 51 Minuten.

Der Abbau von Mitragynin erfolgt durch Hydrolyse des Methylesthers an C16 sowie O-demethylierung der 9-methoxy und der 17-methoxy Gruppe. Die so entstandenen Aldehyde werden zu Carboxylsäuren und Alkoholen verstoffwechselt und schließlich nach Glucuronidierung und Sulfatbildung ausgeschieden (Philipp et al., 2009, 2011 / Maurer et al., 2010).

Pharmakologie

Kratom hat im Körper vielfältige Wirkungen. Wir betrachten im Folgenden systematisch die einzelnen Effekte, werden aber zunächst einmal die Rezeptorziele der Wirkstoffe untersuchen und uns dazu kurz in der folgenden Tabelle die menschlichen Opioidrezeptoren ansehen:

TypLokalisationWirkung
μ1 und μ2GehirnAnalgesie, Atemdepression nur μ2, Herz-Kreislauf-Wirkungen
μ2spinal und supraspinalAnalgesie, Magen-Darm-Wirkung, Euphorie, Sucht
μperipherAnalgesie, Magen-Darm-Wirkung, Juckreiz
κGehirn, spinalAnalgesie, Sedierung, Dysphorie
δGehirn, spinal, peripherMagen-Darm-Wirkung, modulierende Wirkung
nicht
identifizierter Rezeptor
Miosis, Übelkeit, Erbrechen

Rezeptorziele

Mitragynin hat eine hohe Affinität zu μ-Opiodrezeptoren, ebenso das oxidierte Derivat Mitragyninpseudoindoxyl (Yamamoto et al., 1999). Untersuchung haben gezeigt, dass die antinozizeptive (schmerzstillende) Wirkung von Mitragynin über supraspinale μ- und δ-Opioidrezeptoren vermittelt wird (Matsumoto et al., 1996a / Tohda et al., 1997 / Thongpradichote et al., 1998). Im Vergleich dazu ist die Affinität für κ-Opioidrezeptoren und δ-Rezeptoren geringer, aber immer noch stärker als die des Morphins. 7-HMG hat eine sehr hohe Affinität für die Opioidrezeptoren und ist ein Vollagonist. (Takayama et al., 2002 / Taufik Hidayat et al., 2010).

Auf zellulärer Ebene inhibierte Mitragynin im Versuch die Freisetzung von Neurotransmittern an den Nervenenden des vas deferens durch Blockade der Ca2+ Kanäle (Matsumoto et al., 2005b). Es wird vermutet, dass Mitragynin seine analgetische Wirkung generell über diesen Mechanismus entfaltet.

Außerdem wurde in vitro festgestellt, dass Mitragynin die Forskolin-induzierte Bildung von cAMP hemmt. Dieser Effekt kann durch den Opioidrezeptorantagonist Naloxon aufgehoben werden nicht aber durch den α-2-Adrenorezeptorantagonist Idazoxan (Tohda et al., 1997).

Schmerzstillende (antinozizeptive) Effekte

Zur antinozizeptiven Wirkung von Kratomextrakten, isoliertem Mitragynin und 7-HMG wurden, auch aufgrund der potentiellen Anwendung als Medikament, zahlreiche Studien durchgeführt. Wir wollen kurz die Ergebnisse zusammenfassen.

Im Tierversuch verringert oral verabreichtes Kratomextrakt die Reaktion auf einen Schmerzreiz deutlich, und dieser Effekt lässt sich durch Naloxon aufheben. Dies deutet auf eine über die Opioidrezeptoren vermittelte antinozizeptive Wirkung hin (Shaik Mossadeq et al., 2009 / Sabetghadam et al., 2010). Botpiboon et al. (2007) konnten den Effekt des Kratomextrakts in Ratten durch die gleichzeitige Gabe von 25 mg / kg Koffein (peroral) und 3 mg / kg Codein (peroral) deutlich potenzieren.

In der Studie von Idid et al. (1998) zeigte oral verabreichtes Mitragynin (200 mg/kg) in Mäusen einen geringeren antinozizeptiven Effekt als 5 mg/kg Morphin, aber einen größeren als 100 mg/kg Paracetamol. Andererseits zeigten Matsumoto et al. (1996a) und Watanabe et al. (1997), dass die antinozizeptive Potenz von Mitragynin etwa 13 mal so hoch ist wie die des Morphins.

Interessanterweise zeigte sich, dass 7-HMG eine 46-fach stärkere analgetische Wirkung als Mitragynin hat und stärker antinozizeptiv als Morphin wirkt. Die Wirkung des 7-HMG trat im Vergleich zu Morphin auch schneller ein. Der genaue Grund für die hohe Potenz des 7-HMG ist noch nicht gefunden und Gegenstand der aktuellen Forschung. 7-HMG wirkt hauptsächlich am μ1-Rezeptor, aber vermutlich auch über supraspinale δ- und κ-Rezeptoren (Takayama, 2004 / Matsumoto et al., 2005a, 2006).

Entzündungshemmende Effekte

Shaik Mossadeq et al. (2009) zeigten, dass Kratomextrakt im Tiermodell entzündungshemmende Eigenschaften hat. Die Wirkmechanismen dafür beruhen vermutlich auf der Hemmung von proinflammatorischen Mediatoren, der Verringerung der Gefäßpermeabilität, einer erhöhten Immunität sowie der Stimulierung von Gewebereparatur und Heilungsprozessen.

Die Cyclooxygenasen COX-1 und COX-2 sind essentielle Enzyme im Signalweg der Vermittlung von Entzündungsreaktionen. Sie katalysieren die Bildung von Prostaglandin PGE2, einem der stärksten entzündungsvermittelnden Mediatoren. Utar et al. (2011) zeigten in RAW264.7 Makrophagenzellen, dass Mitragynin die COX-2 mRNA Proteinexpression und damit die PGE2 Bildung dosisabhängig hemmt. Eine Hemmung der COX-1 mRNA Proteinexpression konnte bei den untersuchten Mitragyninkonzentrationen nicht festgestellt werden, ist aber bei höheren Dosierungen nicht auszuschließen.

Eine interessante Beobachtung machten Azizi et al. (2010) als sie Ratten wässrige Extrakte von Mitragyna speciosa verabreichten: Die Aktivität der Glutathiontransferase (GST), einem Enzym, dass bei Entgiftungsvorgängen maßgeblich beteiligt ist, stieg nach einer 14 tägigen Behandlung signifikant an. Bei einem methanolischem M. speciosa Extrakt konnte dieser Effekt nicht beobachtet werden.

Parthasarathy et al. (2009) zeigten die antioxidativen Eigenschaften von wässrigen und methanolischen M. speciosa Extrakten. Außerdem wirkt das Extrakt antimikrobiell gegen Salmonella typhi und Bacillus subtilis.

Gastrointestinale Wirkungen

M. speciosa Extrakt zeigte eine Wirkung gegen Durchfall, unterdrückte das Hunger- und Durstgefühl und erhöhte die Glukoseaufnahme der Glukosetransporter.

Im Tiermodell zeigten Kumarnsit et al. (2006), dass Kratomextrakt die Aufnahme von Nahrung und Wasser sowie die Gewichtszunahme reduziert. Die Behandlung mit dem Extrakt verringerte auch die Symptome von künstlich induziertem Durchfall sowie bei einmaliger Gabe die generelle Geschwindigkeit der Darmpassage. Der Mechanismus dazu ist noch ungeklärt, jedenfalls konnten die Effekte durch vorherige Naloxongabe nicht aufgehoben werden und müssen daher über andere Wege als die Opioidrezeptoren vermittelt werden (Chittrakan et al., 2008).

Interessanterweise konnte in der Zellkultur (rat L8 myotubes) gezeigt werden, das Extrakte aus M. speciosa die Glukoseaufnahme und Proteinexpressionslevels von Glukosetransportern erhöhen und dadurch möglicherweise einen Diabetes vorbeugenden Effekt haben könnten (Purintrapiban et al., 2011).

Verschiedene physiologische Wirkungen

Die orale Verabreichung von methanolischen Kratomextrakten führte bei Ratten nach einer Stunde zu einem Anstieg des Blutdrucks und entspannte die Muskulatur (Harizal et al., 2010), (Chittrakarn et al., 2010).

Außerdem wirkt methanolisches Kratomextrakt auf das CYP450 Enzymsystem. So zeigten Hanapi et al. (2010), dass das Kratomextrakt die Aktivität aller drei untersuchten (CYP2C9, CYP2D6, CYP3A4) Enzyme hemmt. Am ausgeprägtesten ist der Effekt bei CYP2D6. Da diese Enzyme an der Metabolisierung von Medikamenten und Drogen beteiligt sind, muss auf eventuelle Wechselwirkungen zwischen Kratom und diesen Stoffen geachtet werden.

Wechselwirkungen zwischen Kratom und Morphin

Im ersten Abschnitt dieses Artikels wurde schon erwähnt, dass in Thailand während des zweiten Weltkriegs viele Opiumkonsumenten auf das günstigere Kratom umstiegen. Sucht man im Internet nach „Kratom Morphin / Heroin“ finden sich viele Berichte von Personen, die mit Hilfe von Kratom eine Substitution dieser Opiate durchführen und Entzugserscheinungen behandeln.

Leider gibt es zu diesem Thema keine relevanten klinischen Studien am Menschen. Khor et al. (2011) führten dazu jedoch ein Experiment an Zebrafischen durch. Die Fische erhielten dazu zwei Wochen eine regelmäßige Dosis Morphin (1,5 mg/L). Anschließend wurden die Morphingaben ausgesetzt, worauf die Fische typische körperliche (verändertes Schwimmverhalten) und molekulare Symptome (erhöhte Kortisollevel) von Entzugserscheinungen zeigten. Durch die Gabe von 2 mg/L Mitragynin wurden diese Symptome erheblich abgeschwächt. Dies deutet zumindest im Tiermodell auf eine Wirksamkeit von Mitragynin zur Behandlung von Entzugserscheinungen hin.

Es existiert darüber hinaus eine Studie, die eine Abschwächung der Symptome des Alkoholentzugs durch die Gabe des wässrigen Mitragyna speciosa Extraktes (300mg/kg) in Mäusen nachwies (Kumarnsit et al., 2007a). Eine weitere interessante Beobachtung ist, dass bei Mäusen die kombinierte Verabreichung von Morphin (5 mg/kg) und Mitragynin (15 und 25 mg/kg) die Toleranzentwicklung gegenüber dem Morphin stark verringert und diese Kombination eine gegenüber reinem Morphin deutlich verbesserte antinozizeptive Wirkung aufweist (Fakurazi et al., 2013).

Neurophysiologische Wirkungen

Der Wirkstoff Mitragynin zeigt bei Mäusen eine antidepressive Wirkung. Momentan wird noch erforscht wie genau dieser Effekt zustande kommt, beobachtet wurde aber bereits dass Mitragynin die Konzentration des Stresshormons Corticosteron senkt. So hatten Mäuse die einem Stressreiz ausgesetzt waren deutlich niedrigere Konzentrationen dieses Hormons wenn sie zuvor Mitragynin erhalten hatten. Als Antwort auf natürliche Stressreize ist es normal dass mehr Corticosteron ausgeschüttet wird, eine dauerhaft erhöhte Konzentration dieses Hormons ist aber mit dem auftreten von Depressionen verbunden (Fahra Idayu et al., 2011). Mitragynin könnte daher in Zukunft eine medizinische Rolle in der Behandlung von Depressionen spielen.

Die genauen Wirkungen von Mitragynin und Kratomextrakten auf die kognitive Funktion sind noch unklar. Die bisherigen Ergebnisse stammen aus Untersuchungen an Mäusen und sind deshalb nur Anhaltspunkte und nicht direkt auf den Menschen übertragbar. Eine akute Dosis des reinen Mitragynins wie auch des Kratomextrakts verursachte keine Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses oder des Lernvermögens. Eine positive Auswirkung auf das Erkundungsverhalten der Versuchstiere durch die Mitragynin vermittelte Verringerung des Hormons Corticosteron wurde festgestellt (Hazim et al., 2011 / Senik et al., 2012a). Wurde allerdings über einen Zeitraum von 28 Tagen täglich eine Dosis Mitragynin verabreicht sanken die kognitiven Leistungen und die motorischen Fähigkeiten der Versuchstiere. Eine chronische Mitragyningabe scheint also tendenziell negative Auswirkungen auf kognitive Fähigkeiten zu haben (Apryani et al., 2010 / Senik et al., 2012a).

Potentielle medizinische Anwendungen

Opioide haben eine weit zurückreichende Geschichte der medizinischen Anwendung als Analgetikum, Antitussivum und gegen Diarrhoe. Die Alkaloide des Kratombaumes haben ähnliche Eigenschaften und sind daher grundsätzlich als Basis für ein Medikament gegen diese Krankheiten denkbar. Momentan gibt es kein zugelassenes Medikament, welches auf Wirkstoffen aus Mitragyna speciosa beruht, möglicherweise wird sich dies aber ändern. Unsere Recherche hat ergeben, dass es einige interessante Patente zur Herstellung pharmazeutischer Präparate auf Basis von Mitragynin oder 7-Hydroxymitragynin gibt:

  • GB1028052 beschreibt die Herstellung eines analgetischen und antitussiven Medikaments mit dem Inhaltsstoff Mitragynin.
  • US8247428 beschreibt die Verwendung von C10 halogenierten M. speciosa Alkaloiden und insbesondere von 7-Hydroxy-10-halomitragynin als analgetisches Medikament mit geringeren Nebenwirkungen im Vergleich zu Morphin.

Zusammenfassung

Bei Mitragyna speciosa bzw. deren isolierten Alkaloiden handelt es sich um sehr interessante Stoffe mit potentieller medizinischer Anwendung, die jedoch aufgrund der Ausbildung einer körperlichen Abhängigkeit bei chronischem Konsum mit großer Vorsicht zu behandeln sind. Kratom kann weiterhin bei der Substitutionstherapie von Opioidabhängigkeiten von erheblichem Nutzen sein, da es Entzugserscheinungen verringert. Die antidepressive Wirkung von Kratom ist interessant, hier sind aber noch weitere Studien mit Menschen notwendig um eine eindeutige Wirksamkeit zu beweisen.

Wir jedenfalls hoffen, dass aus dem Kratombaum in Zukunft nützliche Medikamente gewonnen werden können, die zum Beispiel bei der Behandlung von Suchtkrankheiten helfen. Wir raten zu einem vernünftigen und respektvollen Umgang mit dieser vielfältig wirksamen Pflanze.

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Quellenangaben

9 Antworten zu „Kratom – Mitragyna speciosa“

  1. Avatar von http://www.blogigo.com/elatedvalley7721
    1. Avatar von Jacky Treehorn
      Jacky Treehorn

      Merci beaucoup!

  2. Avatar von http://www.scribd.com/

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  3. Avatar von salope coquine

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  4. Avatar von Apollo-15
    Apollo-15

    Super Artikel, so viele Details! Danke fürs recherchieren, weiter so!

    1. Avatar von jackytreehorn
      jackytreehorn

      Dankeschön!

  5. Avatar von plick
    plick

    das ist mal ein toller wissenschaftlicher artikel über kratom.danke dafür

    1. Avatar von jackytreehorn
      jackytreehorn

      Vielen Dank!

  6. Avatar von Dennis D-Men
    Dennis D-Men

    Ich nehme Kratom schon seit JAHREN gegen meine chronische Durchfall Erkrankung. Wenn ich Magenkrämpfe (mit Durchfall) bekomme, reichen 2-3 Löffel (je nach Toleranz: Anfänger 3-5g, leute mit Toleranz: 5-12g. Bei Opiatabhängigkeit (Morphin, Heroin, Tramadol, Codein, Tilidin usw,) ist Kratom ein wahrlich gutes Substitut, was man sich selbst zuführen kann. Da diese Menschen jedoch eine hohe Toleranz habe, sollte man schon 12-20, in richtig krassen Fällen bis zu 25, gar 30g zu sich nehmen. Generll sollten hier 20g im Schnitt reichen. Der Entzug wird SEHR stark gelindert oder verschwindet KOMPLETT, aber nur für die Dauer der Kratomwirkungl. Kratom ist SO vielsetig, es MUSS (!!) einen weg in die Medizin finden. Ich hatte z.B. eine Operation am Bein, und Tramadol verschrieben bekommen. Ich hatte dermassen Schmerzen trotz Tramadol. Nachdem ich dann an die 15-18g Kratom (hohe Dosis, war in dem Fall auch nötig! ^^) konsumiert habe, waren die Schmerzen am Bein komplet verschwunden! Auch meine gelegentlichen Rückenschmerzen lassen sich mit 10-12, max. 15g ebenfalls SEHR gut behandeln: Es verschwindet in meinem Fall komplett. ISt aber sichelich auch von der stärke des Rückenproblems abhängig. Zur Not: höher dosieren! Auch als kurzzeit-Antidepressivum eignet es sich hervorragend, aufgrund der Stimmungshebenden Eigenschaft (sowie dem körperlichen Wohlbefinden). Statt wie bie chemischen Medikanten (SSRI usw.) die erst nach Wochen wirken, wirkt Kratom kurz nach der Einnahme, jedoch nur für die Dauer der Wirkung. Für kurzzeit Depression u . einfach schlechter Laune, super geeignet! Chronisch depressiven hilft es sicherlich acuh, aber diese Unmengen dann konstant zu konsumieren, halte ich für äusserst schwierg und führt dann auch zu einer „leichten“ (leicht nur im Vergleich mit Keulen wie Morphin, Diamorphin [H], Oxycodon usw.) Abhängigkeit. Wenn es zu einem Entzug kommt, unterscheidet dieser sich nicht von anderen Opioiden. Dafür sind richtig EXTREME Entzüge praktisch ausgeschlossen bei Kratom. Und generell dauert der Entzug auch nicht allzulange. Das gröbste hat man nach 2-4 Tagen überstanden, kann aber dann noch ne Woche (mit leichten Symptomen) anhalten. Z.B. Lustlosigkeit, leichter Verlust von Selbstvertrauen und Freude. Alles in allem aber halb so wild. Am besten ablenken, dann merkt man davon nichts Zur Konsumform muss ich sagen, ist es sehr wichtig, das man das Pulver oder die kleingeriebenen Blätter ORAL konsumiert, um die Wirkung richtig zu entfalten und auch in die Länge zu ziehen. Ne ordentliche Ladung Kratom morgens – und bis zum Nachmittag/Abend gehört der Tag dir. Im Schnitt wirkt es ca. 6 Std., kann als Neuling bzw. Leute ohne Toleranz, bei einer hohen Menge, deutlich länger anhalten. Aus Eigenerfahrung kann ich sagen: wenn ich um ca. 9 Uhr meine typ. Ladung konsumiert habe, dauerte die Wirkung locker bis zum Abend (rund 17 Uhr). Zu der Zeit war meine Toleraz eig. nur mittelprächtig. Ob es an der Mischung lag? ICh vermisce gerne hochwertige Sorten um das ganze zu potenzieren, damit es eine gute Balance an Inhaltsstoffe hat. Kann dies auch nur generell empfehlen! Wie man am besten konsumiert? Auf keinen Fall nen Tee und auch nicht rauchen. Das ist gewaltige Verschwendung und nahezu nutzlos! Am besten man nimt sich ein Blatt Papier oder Pappe, faltet es in der mitte (Kiffer wissen das auch: –>Mischpappen<– ^^). Nachdem dsa Blatt mittig gefaltet wurde (so das man es verkehrt herum wie nen Häuschen hinstellen kann), einfach auf den Tisch legen und 2,3 Esslöffel draufkippen. Besser wäre eine Waage: als Anfänger sollte man so 5g nehmen. Mann kann sich aber hochseigern, wenn man merkt da kommt nicht viel. Direkt weitere 2-3g konsumieren, und zur Not nochma mit 2-3g wiederholen. 10g sind für nen Anfäger schon ganz ordentlich, nicht selten sogar viel zu viel. Gewohnheitsmenschen nehmen 10-15g im Schnitt, manchmal mehr. Ich persönlich habe mich mittlerweile auf 15-18g festgelegt, wegen meine Toleranz. Nachdem man das material auf das Papier/Pappe gelegt hat und sich nen ordentliches Glas Wasser, besser noch Orangensaft (wegen dem ekligen Geschmack) zurecht gelegt hat, geht man folgend vor: Die Pappe an den Mund halten und das Kratom in den Mund kippen, je nach Menge sind mehrere Versuche notwendig.Sobald das kratom im mund ist, DIREKT nachspühlen mit Wasser oder Saft. Diese Konsumform muss gelernt sein, an darf sich keineswegs verschlucken. Die einfacherer Variante: Leerkapseln kaufen und diese befüllen. Jedoch passen da meist nur 0,5-0,8g (??) rein. Da wird man einige zubereiten und essen müssen. Ich bin überzeugt (!!), dass KRatom ordentlich potenzial hat – in vielerlei Hinsicht! Selbst Müdigkeit lässt sich mit geringen Dosen bekämpfen. Es hat eine leichte Stimulation ähnlich Kaffe, sogar etwas intensiver u. stärker ausgeprägt. Dennoch führt es in gewöhnlichen Dosen zu keine Nervosität. Un Bei Schlafproblemen: Dosis etwas erhöhem und schon schläft man wie ein Stein – ohne auf chemische Tabletten zurpck greifen zu müssen. Fazit: Eine Pflanze die EINIGES kann: Effektiv wie opioide Schmerzmittel, stimulierend wie eine SEHR kleine Prise Kokain, Stimmmungsaufhellend für aktue schlechte Laune, angenehmes Körpergefühl mit wohltuender Wärme im Körper. Und im gerngen Maße sogar als Antidot für bestimmte Krankheien.

    Diese Pflanze MUSS den Weg in die Gesellschaft, bzw. in die Medizin finden! Aus Erfahrung kann ich sagen, dass die Abhängigkeit rein körperlich ist (psych. weniger, auch wenn mans vermissen würde). Und es dauert lange bis es dazu kommt. Bei RICHTIGEM Hardliner Konsum: Z.B. jeden Tag 20-30g und das auf 3-4 Wochen verteilt, gelangt man auf jeden Fall richtung körperliche Abhängigkeit, die sich regelrecht einschleicht. Bei geringerem Konsum (10-15g) täglich, dauert es locker 5-6 Wochen. Wenn man nicht jeden Tag konsumiert, was durchaus möglich istm ist dies ziemlich harmlos. Im Gegensatz zu Heroin beispielsweise, ist das psych. Verlangen bei Kratom gering genug, das man auch ohne auskommen kann. Ebenfalls sehr positiv: Man kann von Kratom direkt nich sterben. Eine Überdosierung führt zu zittern, Unwohlsein und Erbrechen. Um sich umzubringen müsste man Unmengen von hunderten Gramm essen, was völlig ungmöglich ist, da man dann dauerhaft sich Übergeben tut. Also ist Kratom weitgehend ungefährlich. Trotzdem kann eine Überdosierng sehr unangenehm werden.In der Regel verschwindet sie aber nach 30 Minuten bis max. 4 Stunden (je nach konsumierter Menge und Individuum)

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